Herbstgedicht


Abschied

(Berlin-Wilmersdorf, im September 1969)

 

Der braune Garten liegt im Morgengrau.
Ein Hauch steigt auf und wandert über den Glitzertau.
Im Winde greift er zu dem ersten Baum.
Und sachte neigen sich die Äste und geben Raum.

Oh spätes Drängen – läßt mir keine Ruh',
Doch auch ich und du muß einmal gehen, ja auch du.

Die ersten Blätter tanzen hernieder.
Erst sachte und zögernd, wie alle Jahre wieder
– Und doch, es ist mancherlei anders heut'.

Gekommen ist auf einmal auch meine Abschiedszeit.
Die Heimat ruft und lockt und ist nicht weit.
Die Natur muß lassen ihre vergängliche Pracht,
Zurückhalten könnte es keine Macht.
Jede Zeit, die muß vergeh'n, denn sie bleibt nicht stehen.
Darum lebet wohl. Auf Wiedersehen.

Das Rieseln ist verklungen, die Bäume stehen kahl.
Du hast Sieg errungen, komm' nicht noch mal.
Deck' mich mit deiner Friedenslasst bitte, bitte zu.
Auf dem neuen Weg, laß mir diese Ruh'.

 

© 1969 johannes stephan wrobel - stephan castellio

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